9.9.2006
Nun sind da einige Sachen wieder zusammengekommen, so daß der Sommerrückblick
wieder noch was warten muß. Interessant und aktuell. Zum einen mal der
Dienstag, an dem die aus einer Sammlung stammende Ausstellung - Verstehen
braucht Kontext II - im Jacobihaus im Malkasten eröffnet wurde. Ich muß
sagen, daß mir diese Ausstellung von Malerei aus dem Ende des 20. Jahrhunderts
sehr gefallen hat. Kann ich nur empfehlen. Dann war dieser Dienstag auch
noch dermaßen gut besucht, daß ich am Ende des Abends (es war spät) wirklich
und tatsächlich nur noch Himbeersirup übrig hatte. Total ausverkauft. Kaum,
daß ich um ca. 20
uhr 50 die Bar
betreten
hatte, strömten die Leute in die Bar und innerhalb weniger Minuten waren
schon meine gesamten Bionade Vorräte erschöpft. Trotz dieses wirklich tollen
Abends muß ich aber das Handtuchproblem erwähnen, welches ich aber bis
zum nächsten Dienstag gelöst haben werde.
Dann war ich am Freitag auf der Doppeleröffnung im Museum Kunstpalast
und im Nrw Forum, beide Austellungseröffnungen im Ehrenhof gelegen. Das
war mal interessant und auch total überfüllt. Im Museum Kunstpalast wurde
die Caravaggio Ausstellung eröffnet und im Nrw Forum gab es Bruce Naumann.
Die beiden sind sehr interessant auch im Bezug zur abgesagten und nun doch
stattfindenden Ausstellung Body in the Blue (sh. Seite
61)
Da ist mal Caravaggio, dessen Kunst aus der Zeit um den Wechsel
vom 16. zum 17. Jahrhundert bis heute noch nachschafft. Heute noch bewegt.
Caravaggio verkörpert ja auf einzigartige Weise den Unterschied zwischen
Kunst und Künstler. Er war ein Rauf und Trunkenbold, der sogar einen Mord
begangen haben soll, und in den Jahren seiner Flucht danach doch immer
wieder in Lohn und Brot durch seine Bilder war, die meist Auftragsarbeiten
für
die
Kirche
waren. Er hatte die besondere und in seiner Zeit neuartige Begabung Emotionen
und komplexe Zusammenhänge in einer neuen Qualität zu malen. Und das ist
nur die Spitze des Eisberges seiner Arbeiten. Als Künstler mit einem äußerst
zweifelhaften Lebenswandel, meist auf der Flucht, malte er nicht einfach
Aufträge für die Kirche, sondern codierte die Bilder auch auf eine Art,
daß die Kirche damit sicher nicht immer zufrieden sein konnte. Als Künstler
also ein Leben auf der Rasierklinge, immer kurz vor dem Tod durch den Strick,
seine Kunst beeindruckt aber noch vierhundert Jahre später und bewegt die
Gemüter. Und dann seine Raffinesse. So hat er zu Lebzeiten schon Kopien
seiner Bilder anfertigen lassen. Kann man sich kaum vorstellen, ein Maler
der Kopien seiner Bilder anfertigen läßt. Jedoch hat er seinen Kopisten
einen Teil seiner Malweise vorenthalten, so daß nach dem heutigen Wissenstand
die Originale vortrefflich von den mitunter durchaus gelungenen und manchmal
sogar wieder innovativen Kopien unterschieden werden können. Die Ausstellung
besticht durch die Gegenüberstellung von Kopie und Original. So gibt es
beispielsweise eine Darstellung von Maria Magdalena, die ein Edelweiß in
ihrer Hand trägt. Im Original sieht Sie schwanger aus (von wem sollte Sie
wohl schwanger sein?). In der Kopie wirkt sie dann nicht schwanger. Eine
spannende Geschichte.
Auf der anderen Seite des Ehrenhofes im Nrw Forum sahen wir dann mit Bruce
Naumann einen neuschaffenden Künstler, der also noch lebt. Und diesen Künstler
sah man
vielfältig, denn
viele seiner Arbeiten beschäftigen sich auf mitunter bedrohliche Art und
Weise mit ihm selbst. Er versteht es mit sich selbst zu irritieren. So
gibt es beispielsweise zwei Wandgroße Projektionen mit Filmen aus den sechziger
Jahren, in denen er wie in Zeitlupe seine Eier hochschiebt. In der zweiten
Projektion schmiert er seine Eier dabei noch mit schwarzer Farbe ein. Bouncing
Balls und Black Balls. So beunruhigend vielleicht schockierend seine Videoinstallationen
mitunter sind, so harmonisch scheint aber sein Leben zu verlaufen, wie
man hört.
Alles
in allem ein starker Spannungsbogen zwischen Kunst und Künstler, zwischen
neuschaffender und nachschaffender Kunst und zwischen Kopie und Original.
Zwischen diesen beiden Ausstellungen steht dann der Lüpertz Tempel
für die Bildhauer der Kunstakademie. (sh. Seite
61) Darin sind so etwa 20 Arbeiten von Professoren der Kunstakademie
zu sehen. Diese Ausstellung hat sich ja in den letzten Wochen immer mehr
zu einem wundersamen Zankapfel mit hoher Medienpräsenz entwickelt. So hatten
einige Politiker und mehrere Tageszeitungen immer wieder nachgebohrt, was
denn an diesem Holzhaus 800 000 Euro kosten soll? Als es kurz vor einem
Skandal stand, kam aus dem Rathaus eine völlig neu anmutende Erklärung.
Unglaublich aber wahr, das Holzhaus kostet "nur" 500 000 Euro. Und da man
ursprünglich sogar mit einer Million Euro gerechnet hatte, seien nun 500
000 Euro übrig, von denen man ein paar der Valdezfiguren auf der Heinrich
Heine Allee ankaufen möchte. Die hatte ich fotografiert, als diese noch
verkleidet waren. Auch will man jetzt die verbleibende
halbe Million Euro Kosten wohl dadurch wieder reinholen, daß jetzt ein
Eintritt von zwei Euro erhoben wird. Dann bräuchten dann bis zum Abbau
des Gebäudes jeden Tag nur ca. 6000 Gäste den Pavillion besuchen. Das wäre
dann aber wohl Weltrekord. Wie auch immer, am Ende wird wohl ein Million
ausgegeben worden sein. Die Hälfte für den von Lüpertz entworfenen tempelartigen
Pavillion, die andere Hälfte für den Ankauf einiger Valdez Figuren.
Und was ist jetzt mit den über hundert Künstlern, die die Stadt keinen
Pfennig gekostet hätten? Und was ist mit der Quadriennale?
Zuerst zu den Künstlern. Da gibt es jetzt den ersten Termin zu vermelden,
bei dem die Künstler aus den Niederlanden, von der Gruppe Noisivision,
einen Teil ihrer Konzerte, Performances und Filme zeigen werden, die für
die Ausstellung Body in the Blue im August
im Ehrenhof geplant waren.
Am Samstag dem 21.10.2006 von 17 bis 21 Uhr gibt es die Liveshow zu sehen
im Theatersaal des Malkasten.
Die Quadriennale, hmmm. Also da gibt es ja so ein Logo, das sieht ungefähr
so aus, wie eine spermatozoide Kaffebohne. Wobei die Kaffebohne das Q von
Quadriennale symbolisieren soll und der Faden daran soll den Rhein symbolisieren.
hmmm. Die Fahnen davon hängen halt nicht vor dem Museum Kunstpalast, sondern
nur vor dem Nrw Forum, auf der anderen Seite des Ehrenhof. Im Ehrenhof
hängen nur Caravaggio Fahnen. Dazwischen eben der Lüpertztempel. Ich glaub
mittlerweile weiß niemand mehr, was hier Quadriennale ist oder vielleicht
doch nicht? Da soll sich mal einer mit auskennen.
Hier nochmal der Link zu unserem ersten
Beitrag zur Quadriennale im WP8.
see yah