11.11.2004
Diesmal, auch wegen der Folgerichtigkeit, zuerst mal die gute Nachricht:
Ich habe heute meine erste Operation unter Vollnarkose überlebt. Das war
was. Meine Meniskusoperation ist gut gelaufen und so war es:
Der Anästesiearzt sagte zu mir, daß er mir jetzt das Betäubungsmittel
einfließen ließe und ich nun bald einschlafen würde. Ich starrte
also zur Decke und wartete darauf, daß irgendetwas passiert. Nichts passierte,
aber um jetzt nicht weiter an die Decke zu starren schloß ich mal vorsichtig
die Augen. Dann hörte ich einen Computer piepsen, schreckte
hoch und rief:
"Extrobility, Online, 3-dimensionale Musik"
Alle schauten mich verwundert an, lächelten und fragten mich, was denn
wohl Extrobility wäre und ich antwortete:
"Äußere Bauweise"
So so, aha, sowas hätte man ja noch gar nicht gehört, das wär aber nicht
so schlimm, die Operation ist gut verlaufen. Hä?
Da hatte ich also plangemäß
die ganze Op verschlafen. Das wars schon!? Ich bekam einen sehr leckeren
Kaffee und bald schon holte mich Adelheid ab. Hatte einen Bärenhunger und
Adelheid lud mich zum Essen ein. Das war schön. Danach gings mir echt
großartig. Das Knie schmerzt wohl etwas, ist dick verbunden, aber ich hab
ein gutes Gefühl. Vielleicht wirds ja doch noch was
mit meiner Beachvolleyball - Karriere. Glücklich zu Hause angekommen machte
ich dann nach einer Weile den Fernseher an und dort sah ich dann die schlechten
Nachrichten.
So neu zwar nicht, aber schlecht.
Arafat ist nun also gestorben. Sicher
war nicht alles gut, was er in seinem Leben gemacht hat, aber ebenso
sicher war auch nicht alles schlecht. Wir werden sehen, welche Konsequenzen
sein Tod für den Nahen Osten und die Welt hat. In jedem Fall aber ist
mit Arafat eine der schillerndsten Personen der Weltpolitik des 20. Jahrhunderts
gestorben.
Besoders schlimm ist der Mord an Theo van Gogh und die Folgen davon. Da
ist ein furchtbarer Fehler passiert, der noch mehr Fehler nach sich zieht.
Da ist auf einmal dieses fundamentalistische Unverständnis aufgebrochen.
Ein Bild, ein Buch, ein Film, das sind alles Medien, die dem Betrachter
die Sichtweise offen lassen. Je blöder, grauenvoller, ekelhafter, aber
auch schöner, wundervoller und wichtiger ein solches Medium daherkommt,
so bleibt es doch der Sicht des Betrachters überlassen, wie er damit
umgeht. Er kann es verachten, lieben, darüber lachen, hassen, ja er kann
es sogar
völlig ignorieren. Im schlimmsten Fall kann der Betrachter es verbieten,
oder sogar zerstören, aber eines kann der Betrachter nicht, er kann das
Medium nicht umbringen. Denn
es ist ein Ding, es ist eine Sache, es lebt nur durch unsere Gedanken.
Wenn man dann aber jemanden, der ein solches Medium geschaffen hat, umbringt,
ja besonders dann, lenkt man die Gedanken der Menschen auf dieses Medium
und dann wird es erst so richtig lebendig in unseren Gedanken. So hat dann
dieser islamistische Attentäter durch seinen feigen Mord an dem Regiesseur
Theo van Gogh in erster Linie erreicht, daß nun alle Welt den Film in Ausschnitten
im Fernsehen gesehen hat, den Film, der den Attentäter anscheinend zu seinem
Mord geführt hat und den der Attentäter so gehaßt hat. Und wahrscheinlich
möchte nun auch alle Welt den vollständigen Film sehen. Durch diesen feigen
Mord hat der Attentäter diesen letzten Film von Theo van Gogh zum Leben
erweckt. Das ist das tragische an dieser grauenvollen Geschichte. Sie ist
völlig unverständlich.
So unverständlich, wie die Reaktionen von Menschen, die dann moslemische
Schulen anzünden.
Diese Haßspirale ist das große Problem.
jetzt bubu